NUR NOCH ONLINE PRÄSENT

Plötzlich ist vieles anders. Alle Veranstaltungen sind verboten. Man hat mehr Zeit und ist viel zu Hause. Vieles findet nur noch digital statt. Lernen in Zeiten von Corona.


Die Bildungsveranstaltungen, bei denen Präsenz gefragt ist, fallen aus wegen Corona oder sind nur eingeschränkt möglich. Die Universitäten haben das Sommersemester online eröffnet: die Seminare werden digital abgehalten. Und auch alle anderen Bildungsträger, wie Volkshochschulen usw. haben Pause.

Das Lehren im allgemeinen wird dadurch sicherlich verändert und wenn irgendwann wieder die Normalität in den Bildungseinrichtungen eintritt, wird das Thema Online lernen als ergänzendes Tool ganz sicher mehr Raum einnehmen und vielleicht auch in Zukunft Teile des Unterrichts ersetzen.

Wie gut sich sich das Onlinelernen für die private oder berufliche Bildung eignet, kommt sicherlich auf das Lernziel an: ob das Gelernte für ‚just for fun‘ oder beruflich benötigt wird.

Je nachdem, was und wie man lernen will, kann man online sein Wissen vermehren. Wie etwa mit Youtube-Tutorials Gitarre spielen lernen, neuen Wissenschaftsthemen-Podcasts lauschen, mit Lern-Apps den Spanisch-Sprachschatz aufrischen oder mit Serious Games Historisches spielerisch aufarbeiten.

Im besten Falll sollte Lernen Spaß machen (das kann ja gerade in diesen Corona-Zeiten nicht schaden). Daher sollte das Lernmedium so aufbereitet ist, dass man spielerisch und mit Praxisbezug lernt.

Ich habe in der Vergangenheit schon verschiedene Online -Lernangebote ausprobiert, auch vor Corona. Meist waren es (Live)Webinare. Zum Beispiel zu den Themen Bildsprache in Social Media, Smartphone Reporting, Falschnachrichten erkennen und Coden für Anfänger etc. Sprachen lerne ich auch online, zum Beispiel mit Babbel. Nicht alle Angebote waren gut. Aber mir gefällt die ortsunabhängigkeit. Außerdem lerne ich im Allgemeinen gerne autark.

Eher durch Zufall, aber auch weil ich auch mehr im Netz unterwegs war als sonst und das Thema Bier ja zu meinem Arbeitsschwerpunkt gehört, bin ich auf die Online-Lernangebote der Bierakademien Doemens und Kiesbye gestoßen.

Testen vs. Tasten

Im Moment agieren ja alle noch mehr als sonst im Web. So auch die Bierszene: (zum Teil selbst ernannte) Bierexperten, Biersommeliers und Brauer treffen sich zum Videoplausch oder halten ein Live-Bier-Tasting ab, bei dem man sich per Videokonferenz zuprosten kann. Sogar erste Online-Bier-Festivals sind in Planung! Alles was physisch nicht stattfinden kann, wird versucht, im Netz stattfinden zu lassen.

Vieles ist auch gar nicht neu und wird jetzt erst wertgeschätzt. Die Biersommeliére Sylvia Kopp, zum Beispiel, bot bereits 2017 mit einer Online-Master-Class für Profis via der Videokonferenz App Zoom, ein virtuelles Bier-Tasting an. Leider nur mit mäßigem Erfolg. Nun ist alles anders.

Die renommierten Anbieter Kiesby’s und Doemens bieten Onlinekurse, die das Bierwissen auf ein neues Level heben sollen. Beide Online-Angebote sind zum Selbststudium gedacht. Man kann sich also die Lernzeit frei einteilen, im Gegensatz zu Live-Webinaren. Dafür kann man aber auch nicht ‚in Echtzeit‘ kommunizieren.

Werde Bierexperte!

Doemens bietet mit „Basiswissen rund ums Bier“ einen Onlinekurs für Einsteiger in die Thematik an.
Kiesby’s Webseminar „Biersommelier“ bereitet auf das Präsenzangebot „Diplom-Biersommelier“ vor.

Der Ausbildung zum Biersommelier stehe ich eigentlich eher kritisch gegenüber. Denn: Im Gegensatz zum Weinsommelier ist die Ausbildung mit zwei Wochen nicht wirklich gründlich. Aber betrachtet man die Tatsache, dass ein gewisses Grundwissen benötigt wird, um an dieser Fortbildung teilzunehmen, man also im Grunde jahrelang Bier geschmeckt und mitunter auch schon mal gebraut haben sollte, handelt es sich bei dem Abschluss im Grunde wohl um eine Bildungsveranstaltung, die dem Bierexperten den letzten Schliff gibt und mit dem man nach erfolgreichem Abschluss und Diplom einige Vorteile im Kreis des Verbandes der Biersommeliere genießen kann.

Die Doemens-Akademie ist ein bayerisches Traditionsunternehmen mit über 100 Jahren Erfahrung in Ausbildung, Fortbildung und Beratung der Brau-, Getränke- und Lebensmittelbranche.

Sehr gefragt ist die Ausbildung zum Diplom-Biersommelier, die seit 2003 angeboten werden. Die Termine sind meistens lange im Voraus ausgebucht. Diese Ausbildung findet mittlerweile länderübergreifend in verschiedenen Sprachen statt.

We need to make education so much fun that students can’t help but learn.

Sebastian Thrun

Das Konzept stammt von Axel Kiesbye. Er hat die Ausbildung zum Diplom-Biersommelier 2003 ins Leben gerufen und die Doemens-Akademie als Kooperationspartner ausgewählt. So findet seitdem die zweiwöchige Ausbildung zur Hälfte in München bei Doemens und zur Hälfte in der Axel Kiesbye Akademie in Obertrum in Österreich statt.

Von Axel Kiesbyes Biersommelier-Seminar gibt es eine Testversion auf der Webseite. Ich habe mich angemeldet und bekam einen Zugangslink gemailt. Doemens hat mir nach meiner Anfrage freundlicherweise einen Testzugang ihres Onlinekurses freigeschaltet.

Der deutsche Informatiker Sebastian Thrun und Mitbegründer der Online-Akademie Udacity ist der Meinung, dass digitales Lernen eigentlich wie ein Computerspiel funktionieren sollte.

Zu dem Ansatz von Thrun und zum Thema Online lernen hat sich der interessante Zukunfts-Podcast der Tagesschau Gedanken gemacht.


 

 


Der Test

Getestet habe ich die beiden Online-Angebote der Bierakademien Kiesby’s und Doemens. Das Webseminar von Axel Kiesbye ist für fortgeschrittene Bierkenner geeignet, man kann anschließend mit dem Aufbaukurs das Diplom des Biersommeliers erlangen. Der Onlinekurs von Doemens vermittelt (Bier)Grundlagenwissen und richtet sich an Einsteiger in die Thematik Bier.

 

Kiesby’s Webseminar Biersommelier

Wie ist die Qualität der Videos, Präsentationscharts oder anderer Begleitmaterialien? Wie sieht es mit der Nutzerfreundlichkeit und der Optik der Plattformen aus?
Sind die Lerninhalte multimedial so aufbereitet, dass sie zum Lernen anregen, also Spaß bereiten?

Insgesamt sind die Informationen auf der Lernplattform sehr umfangreich und lehrreich, aber: es ist einfach zu viel Text. Für das Lesen online, sollte der Text besser mit Zwischenüberschriften usw. strukturiert und mit Interaktionen verknüpft werden. Das Skript bzw. die Informationen erst auf Papier auszudrucken, ist einfach nicht mehr zeitgemäß. Je nach Modul gibt es Animationen, Erklärvideos und Skripte.

Bei Anmeldung zur Vollversion gibt es ein Starterpaket. Dies beinhaltet: Braurohstoffe, wie Malz und Hopfen, eine sogenannte Braufibel, Bierfehler-Sensorikstifte, Testbiere, Bierverkostungsgläser, Bierfachmagazine, das Bierbuch „Die neue Bierkultur 4.0“ (Fachverlag Hans Carl). Darüber hinaus werden von Zeit zu Zeit Live-Vorträge zu verschiedenen Themen angeboten. Mit sogenannten Hausübungen und Bierkultur-Momenten soll man zu mehr praktischem Wirken animiert werden: Besuchen und bewerten Sie eine Brauerei, Brauen Sie selber Bier. Das ist sehr viel Praxisbezug, aber im Moment (wegen Corona) leider nicht so einfach durchzuführen (Brauereibesuch) und außerdem gehört dazu auch viel Eigeninitiative/Selbstmotivation (Bierbrauen). Aber der Spaß und das sinnliche Erleben wird hier zu 100% erfüllt!

Das Gelernte wird mittels eines Multiple-Choice-Tests, den man innerhalb einer festgelegten Zeit geschafft haben muss, abgefragt. Die Freischaltung des nächsten Moduls erfolgt nach Auflösung mit kurzer Erläuterung der einzelnen Fragen/Antworten (in der Testversion gibt es keine Tests, hier kann man sich einzelnen ausgewählte Module ansehen bzw. sehr viel lesen und ein paar Videos ansehen. Die Informationen zu den Testmethoden habe ich dem Erfahrungsbericht von Martin Voigt entnommen.

Die Plattform ist auch für das Lernen am Smartphone oder Tablet geeignet.

Haben die Lehrenden genug Erfahrung?

Axel Kiesbye ist Diplom-Braumeister. Von ihm stammt das Konzept für die Ausbildung zum Diplom-Biersommelier. Auch die anderen Lehrenden im Team sind Brauingenieur bzw. Diplom-Biersommelier.

Erhält man ein Zertifikat über die erfolgreiche Teilnahme?

Man erhält eine Teilnahmebescheinigung und ein Biersommelier-Zertifikat.

Ist online ein regelmäßiger Austausch mit dem Dozenten und anderen Teilnehmern in Form von Chats, Foren oder Gruppen in den sozialen Medien möglich?

Es gibt eine Chatmöglichkeit im Forum. Außerdem gibt es spezielle Sprechstunden.

Kann der Online Kurs eine Alternative zum Präsenzkurs sein?

Ich denke schon, aber je nach dem welcher Typ Mensch man ist, eher extrovertiert oder introvertiert, kann einem das Selbststudium mittels Onlinekurs mehr liegen oder eben der Präsenzkurz. Der Lerninhalt ist sehr umfangreich und der Austausch mit Lehrenden und Lehrnenden ist auch gegeben. Man kann mittels der „Werkzeuge“ im Starterpaket praktisch herum experimentieren. Außerdem gibt es den Praxisbezug durch die praktischen Übungen, wie Bierbrauen, Brauereibesuch etc. Allerdings ist man hier mehr oder weniger auf sich allein gestellt. Beim Präsenzkurs könnte man sich besser mit den Mitlernenden austauschen bzw. in der Gruppe arbeiten.

Doemens Basiswissen rund ums Bier

Wie ist die Qualität der Videos, Präsentationscharts oder anderer Begleitmaterialien? Wie sieht es mit der Nutzerfreundlichkeit und der Optik der Plattformen aus?
Sind die Lerninhalte multimedial so aufbereitet, dass sie zum Lernen anregen, also Spaß bereiten?

Lernplattform und Präsentationsform sind sehr nüchtern, aber übersichtlich gehalten. Die Inhalte der einzelnen Module werden audiovisuell mittels Power Point Präsentation und Erklärungen dargestellt. Den einzelnen Kapiteln kann man durch die klare Visualisierung und Sprache gut folgen. Man kann den Vortrag stoppen, wann immer man möchte.
Es gibt eine Checkliste, was für die praktischen Übungen benötigt wird (Gläser, Bier etc.) und ein Glossar mit den wichtigsten Begriffen rund ums Bier. Zu jedem theoretischen Teil gehört jeweils eine Verkostungsübung, z. B. Wassergeschmackstest, Foodpairing. Gläser, Wasser und Bier hat man meistens sowie zu Hause, damit kann man in Ruhe ausprobieren und experimentieren. So werden alle Sinne angesprochen und man hat auch ein bisschen Spaß.

Nach jedem Kapitel wird mittels Multiple Choice getestet, was „hängen geblieben“ ist. Die Ergebnisse bekommt man direkt nach Beantwortung (50 % der Fragen müssen richtig beantwortet werden), dann gelangt man zum nächsten Kapitel. Am Ende gibt es einen Abschlusstest. Hat man die Hälfte der Fragen richtig beantwortet, bekommt man ein Zertifikat über die Teilnahme.

Die Plattform ist zudem für das Lernen am Smartphone oder Tablet geeignet.

Haben die Lehrenden genug Erfahrung?

Marlene Speck ist Brau- und Malzmeisterin bei der Doemens-Genussakademie.

Erhält man ein Zertifikat über die erfolgreiche Teilnahme?

Man muss alle 12 Kapitel des Kurses „Basiswissen rund um das Bier“ erfolgreich abgeschlossen sowie das Feedback-Formular ausgefüllt haben, dann kann man sich das Zertifikat herunterladen.

Ist online ein regelmäßiger Austausch mit dem Dozenten und anderen Teilnehmern in Form von Chats, Foren oder Gruppen in den sozialen Medien möglich?

Es gibt eine Chatfunktion auf der Plattform.

Kann der Online Kurs eine Alternative zum Präsenzkurs sein?

Dieser Online-Basiskurs ist gut für den Einstieg in die Thematik Bier geeignet und eine gute Alternative zum Präsenzkurs.


Fazit

Kiesbye

Wenn die Vollversion erfüllt, was versprochen wird, nämlich spielerisch, interaktiv und multimedial zu lernen, dann ist das Ganze auf einem guten Weg zum Lernen mit Praxisbezug und Spaß.

Doemens

Hier gilt: Weniger ist mehr. Die nüchterne, gut strukturierte Präsentation wird der Thematik (Basiswissen) gerecht. Für den Praxisbezug und ein bisschen Spaß gibt es die Geschmacksübungen.

Generell finde ich, dass beim Lernen, und gerade beim Thema Genuss und Handwerk, die ganze Theorie nichts ohne das Spielerische bringt. Die Sinne müssen angesprochen werden. Und das erfüllen beide Onlineangebote.

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