Das Fernsehprogramm zur Weihnachtszeit könnte auch „Und ewig grüßt das Murmeltier“ (Originaltitel „Groundhog Day“, Regie: Harold Ramis, 1993) heißen. Die öffentlich-rechtlichen Sender greifen lieber jedes Jahr auf alt Bewährtes zurück. Es werden wieder „Der kleine Lord“, „Tatsächlich Liebe“, „Sissi“, „Ben Hur“, „Kevin allein zu Haus“ oder “Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ in Echtzeit ausgestrahlt. Das sind sehr schöne Filme, aber es gibt noch viele andere Filmhappen. Es lohnt sich, in den Mediatheken von ARD, 3Sat und ARTE zu stöbern. Dort schlummern wahre Filmschätze.
Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, das könnt ihr, wenn ihr unter „Kino on demand“ online Filme schaut. Dort gibt es kleine, feine Filme und ihr unterstützt mit eurem Beitrag die lokalen Kinos. Alternativ gibt es auch noch die eigene DVD-Sammlung mit den eigenen Lieblingsfilmen. Ich habe in allen Mediatheken gestöbert – auch in meiner eigenen DVD-Sammlung – und stelle euch Alternativen zum Weihnachtsprogramm in Echtzeit und jenseits der herkömmlichen Streaming-Dienste (Amazon, Netflix usw.) vor.
Miniserien und Musikdokumentationen vom Feinsten
Die Serien auf ARTE sind eigentlich schon längst kein Geheimtipp mehr. ARTE präsentiert feinste Serienkost zum Beispiel aus England, Australien, Frankreich oder Schweden. Bei den Serien handelt es sich oft um kleine Budget-Produktionen und sie spielen im Milieu. Sie zeigen Geschichten von Menschen, die auch die eigenen Nachbarn sein könnten. Die Protagonisten geraten entweder durch ein Versehen ins Gefängnis, entzweien sich fast durch die Folgen einer Ohrfeige oder zerbrechen beinah an der Vergangenheit, die sie nahezu einholt. Besonders sehenswert sind:
Criminal Justice (Originaltitel „The Night Of“),
eine BBC-Produktion von 2016.
The Virtues,
eine englische Produktion von 2019.
Eine Hochzeit mit Folgen,
eine schwedische Produktion von 2019.
The Slap – nur eine Ohrfeige,
eine australische Produktion von 2019.

Besonders sehenswert sind auch die Musikdokumentationen auf ARTE. Meine Favoriten sind die Dokumentationen „The Rolling Stones – Crossfire Hurricane“ und „Bryan Ferry: Don’t Stop the Music”.
Nostalgie pur
Die 3Sat-Mediathek hält zur Weihnachtszeit absolute Serienklassiker bereit. Immer wieder schön sind „Tom Sawyers und Huckleberry Finns Abenteuer“ (vier Folgen), „Die Schatzinsel“ (vier Folgen) und „Lederstrumpf“ (vier Folgen).
Gute Krimis gehen immer
Wer den Krimi in Echtzeit noch nicht gesehen hat, kann dies in den Weihnachtsferien nachholen: Spannend bis zur letzten Minute präsentiert sich „Das Geheimnis des Totenwaldes“ in der ARD-Mediathek. Nicht nur Matthias Brandt brilliert in dem Mehrteiler als Hamburger LKA-Chef, sondern alle Schauspieler in den Nebenrollen. Ein spannender Mehrteiler!
Ein absoluter Hingucker – das ist die Serie „Traces – Gefährliche Spuren“ von 2019. Freunde des britischen Krimis kommen hier voll auf ihre Kosten. Die BBC-Produktion besticht mal wieder durch Liebe zum Detail. Die junge Laborantin Emma Hedges kehrt in ihrer schottische Heimat Dundee zurück, um am Institut für Forensik und Anatomie zu arbeiten. Dort lösen zwei Professorinnen Verbrechen durch akribische Untersuchung an verschiedenen Tatorten. Ein Kriminalfall wird nach Jahren wieder aufgerollt. Hedges wird selbst in diesen Kriminalfall verwickelt. Die Serie ist hochkarätig besetzt.
Filmhäuser unterstützen
Auf der Plattform www.kino-on-demand.com oder über www.filmkunstkinos.de erhalten Cineasten Zugang zu rund 300 Spielfilmen und Dokumentationen. Die Filme wurden von Kinobetreibern für das Portal ausgewählt. Mit dem kostenpflichtigen Streaming werden die lokalen Filmtheater unterstützt – und es gibt viele Filme im Original.
Besonders sehenswert sind der Musikfilm „Crescendo“, „Louder than bombs“ oder „Ray und Liz“. Und wer noch ein passendes Weihnachtsgeschenk sucht: Es gibt „kino-on-demand“-Gutscheine!
„Lang nicht mehr gesehen…“
Schau doch einfach mal in deiner DVD-Sammlung zu Hause! In meiner DVD-Sammlung schlummern wahre Filmschätze. Hier folgt eine kleine Auswahl aus meiner Sammlung – die besonderen Weihnachtsfilme, nur für euch:
Der Artist

Der Protagonist George Valentin ist in den 20er Jahre der Superstar des großen Hollywood-Kinos. Es ist die Zeit, in der der Stummfilm vom Tonfilm abgelöst wird. Draufgänger Valentin lernt die junge Statistin Peppy Miller kennen. Während er mit dem Tonfilm hadert und seine Karriere bedroht sieht, wird Miller zum gefeierten Kinostar. Die tolle Filmmusik ersetzt in dem Film die Sprache. „The Artist“ ist berührend und bildgewaltig.
Das Piano

Wegen einer arrangierten Heirat zieht die stumme Ada im 19. Jahrhundert unfreiwillig mit ihrer unehelichen Tochter nach Neuseeland. Mit im Gepäck: ihr heißgeliebtes Klavier. Siedler und Farmer Alisdair Stewart ist die leidenschaftliche Art und Weise, wie die ihm Anvertraute das Klavier spielt, ein Dorn im Auge. Für sie ist es eine Möglichkeit sich auszudrücken – gefühlvoll und in ihr Herz blickend. Dem Farmer ist ihr Klavierspiel nicht geheuer. Vor Eifersucht rasend verkauft er das Klavier an seinen Nachbarn. Dieser erkennt, welchen Wert dieses Klavier für Ada hat und weiß dieses Wissen für sich zu nutzen. Dieser Film brilliert durch wundervolle Schauspieler, bestechend schöne Bilder und einem gefühlvollem Klavierspiel, das unter die Haut geht.
Enemy mine –Geliebter Feind

In dem zeitlosen Science-Fiction-Klassiker aus dem Jahr 1985 geht es um die Geschichte zwei verfeindeter Lebewesen, die sich während eines Gefechts näher kommen. Gemeinsam kämpfen sie auf einem fremden Planeten um das nackte Überleben. Aus dem gegenseitigen Hass und Argwohn entwickelt sich langsam eine Freundschaft. Es geht in dem Drama um Vertrauen, Freundschaft und Toleranz gegenüber anderen Kulturen. Ein berührender Film, der ohne große Spezialeffekte auskommt.
Die Berufung – Ihr Kampf um die Gerechtigkeit (Originaltitel: On the basics of sex)

Ruth Bader Ginsburg war eine großartige Frau und eine der ersten Richterinnen am US-Suprime-Court. Der Film zeigt ihren steinigen, beruflichen Werdegang – von der jungen Jurastudentin zur Anwältin und Professorin bis hin zur Bundesrichterin. Ginsburg revolutionierte die verstaubten amerikanischen Gerichtssäle. Sie war eine der ersten Frauen, die in den 50er Jahren an der Harvard University Jura studieren konnte. Gegen alle Widerstände setzte sie ihre juristische Karriere fort und erkämpfte in den 70er Jahren bahnrechende Gerichtsurteile zur Gleichstellung der Geschlechter.
RBG – Ein Leben für die Gerechtigkeit

Die Oscar-prämierte Dokumentation skizziert das Lebenswerk der Ruth Bader Ginsburg, das sie im Dienste der Gleichberechtigung stellte. Noch mit 85 Jahren arbeitete sie als Richterin am Suprime Court. Aufgeben oder zur Ruhe setzen – das kam für sie nie in Frage. Sie wollte immer weitermachen „solange sie noch unter Dampf steht“. Gerichtsurteile zur Gleichstellung der Geschlechter machten sie in der Frauenbewegung zur weltbekannten Ikone.
Once

„Once“ ist ein wunderbarer Musikfilm, der mit geringem Budget entstanden ist, und weltweit große Beachtung fand. Er räumte auf zahlreichen Festivals Preise ab, darunter das Sundance Filmfestival und Dublin Filmfestival. Für den Titelsong gab es 2008 einen Oscar. Die Geschichte kommt schnörkellos und realistisch daher. Ein junger irischer Straßenmusiker träumt von der großen Musikkarriere, während er in dem Geschäft seines Vaters Staubsauger repariert. Er begegnet einer jungen Pianistin, die einen kaputten Staubsauger hat, und seine Lieder liebt. Beide merken, dass sie mehr verbindet, als nur ihre Liebe zur Musik.
La Vie En Rose

Der Film skizziert das Leben der französischen Chanteuse Edith Piaf. Es zeigt ihr Leben – aufgewachsen in Armut, von Prostituierten in einem Bordell in Paris aufgezogen. Sie träumte von einer Karriere als Sängerin, während sie auf den Straßen von Paris für Geld sang. Der Film zeigt ihre Leidenschaft zur Musik, ihre Höhenflüge und tragischen Abstürze – ein Leben im Exzess. Das filmische Porträt der französischen Regisseurin Marion Cotillard erhielt mehrere Auszeichnungen, darunter den Oscar, den Golden Globe, den französichen César und den englischen BAFTA-Award.
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