Das Kino hat’s nicht leicht in diesen Krisenzeiten. Zur Zeit kämpft es auch noch mit der Energiekrise. Was am Ende an Filmtheatern übrig bleibt, kann im Moment noch nicht beantwortet werden. Fest steht, man sollte die Filmfeste feiern, wie sie fallen, wer weiß wie lange noch…
Das Filmfestival Cologne hat in die Filmwoche vom 20. bis 27. Oktober wieder einiges reingepackt. Aufgeteilt in den bewährten Filmreihen TOP Ten TV, Best of Cinema Fiction, Best of Cinema Documentary, Look, Made in NRW, den themenorientierenten Special Screenings, Benelux Meets NRW und der Hommage. Die Gespräche und Sessions gaben einige tiefere Einblicke in Arbeitsweisen und Genres.
Meine zwei Favoriten sind in diesem Jahr ein Film aus der Filmreihe Best of Cinema Fiction sowie einer aus der Reihe Benelux meets NRW.
The Banshess of Inishern, Best of Cinema Fiction
Eine einsame Insel an der Westküste Irlands im Jahr 1923. Auf dem Festland tobt der irische Bürgerkrieg. Ein Pub, wenige Wohnhäuser, eine wunderschön raue irische Landschaft. Padraic, der mit seiner Schwester und ein paar Tieren auf der Insel lebt, ist wie vor den Kopf gestoßen, als sein angestammter Pubfreund Colm von einem Tag auf den anderen nichts mehr mit ihm zu tun haben will. Die restlichen Pubgäste sind irritiert. Der Zwist bringt das Zusammenleben der Inselbewohner mehr und mehr durcheinander. Padraic versucht herauszufinden, was er falsch gemacht haben soll und lässt Colm nicht in Ruhe. Der aber will sich frei entfalten. Die Sache steigert sich dermaßen, dass Colm damit droht, sich jeweils einen Finger abzuschneiden, wenn Padraic nicht aufhört, ihn zu belästigen. Das Drama nimmt seinen Lauf. Am Ende gibt es zwei Tote (einen Jungen und einen Esel) und eine Hand ohne Finger.
Bei seinem neuesten Film hat Martin McDonagh erneut auf das Erfolgsschauspielerduo Colin Farrell und Brandan Gleeson gesetzt, das bereits in seinem mehrfach prämierten Drama Brügge…sehen und sterben? aus dem Jahr 2008 überzeugen konnte. The Banshees of Inishern basiert auf einem unveröffentlichem Theaterstück von McDonagh und bekam bei den Filmfestspielen von Venedig Preise für das beste Drehbuch und den besten Schauspieler (Colin Farrell).
Fazit:
Hier erzählt McDonagh einmal mehr von der dunklen Seite der Menschen. Man wird sofort in die toll erzählte Geschichte reingezogen. Der Film ist nichts für schwache Nerven (wegen der abgehackten Finger). Durch die schwarzhumorigen Dialoge wird man immer wieder zum Lachen gebracht (wegen des irischen Slangs unbedingt in Originalsprache ansehen!). Die wunderschönen, atmosphärischen Landschaftsaufnahmen sollte man sich am besten auf einem großen Screen, also im Kino, ansehen.
In Deutschland soll der Film ab Januar 2023 im Kino zu sehen sein.

Tori and Lokita, Benelux meets NRW
Bei diesem Drama von Jean-Pierre und Luc Dardenne ist man nah dran an dem Schicksal von Flüchtlingen. Im Zentrum stehen zwei sogenannte „unbegleitete ausländische Minderjährige“: Der Junge Tori und die etwas ältere Lokita geben sich als Geschwisterpaar aus. Die beiden sind unzertrennlich. Im Mittelpunkt steht die Kraft der Freundschaft. Im Pressestatement liest man, dass die Dardenne-Brüder sich bewusst für „unverbrauchte“ Darsteller entschieden haben, um den Zuschauer vor falschen Erwartungen zu bewahren. Im Vorfeld mussten die beiden Jungschauspieler wohl sehr viel einstudieren, da es viele Szenen, ohne andere erfahrene Schauspieler gab, die ansonsten eine Hilfe im Zusammenspiel gewesen wären.
Die Geschichte spielt in einer belgischen Stadt. Tori und Lokita versuchen eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen. Dabei geraten sie mehr und mehr an Kriminelle, die die Situation der beiden Kinder ausnutzen. Als Lokita für einen falschen Pass zum Arbeiten in eine Cannabisplantage gesperrt wird, versucht Tori sie zu befreien. Am Ende wird der Junge ohne große Schwester zurückbleiben.
Fazit:
Keine leichte Kost, aber eine sehr sehenswerte Sozialstudie. Dass die beiden Kinderschauspieler Laien sind, ist kaum zu spüren, sie spielen sehr überzeugend. Man leidet mit den Beiden mit, bekommt vor Augen geführt, wie ungerecht es in der Gesellschaft zugeht und hat eine Ahnung wie es jungen Migranten ergehen kann.